Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA, European Insurance and Occupational Pensions Authority) ist eine der drei europäischen Finanzaufsichtsbehörden (EBA, ESMA) und Teil des europäischen Finanzaufsichtssystems. Die in Frankfurt ansässige Europäische Agentur ist ein unabhängiges Beratungsgremium des Europäischen Parlaments, des Rates der Europäischen Union und der Europäischen Kommission und „handelt … unabhängig und objektiv und im alleinigen Interesse der Union“ (Artikel 1 Absatz 6 der Gründungsverordnung).
Unter dem Eindruck der Finanzkrise 2007/2008, die letztlich erst durch nationale wie globale aufsichtsrechtliche Schwäche möglich wurde, wurde als Ziel formuliert: „…. das öffentliche Interesse zu schützen, in dem sie für die Wirtschaft der Union, ihre Bürger und Unternehmen zur kurz-, mittel- und langfristigen Stabilität und Effizienz des Finanzsystems beiträgt.“
Der Schwerpunkt der Aufsicht über Versicherungen und die betriebliche Altersvorsorge liegt – für Deutschland – zwar bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, dennoch kann die EIOPA bindende Einzelentscheidungen über Versicherer treffen.
EIOPA und ESG
Die EIOPA will nach den Worten ihrer Vorsitzenden Petra Hielkema einen proaktiven Ansatz für das Management von Nachhaltigkeitsfragen fördern. „Die Integration nachhaltiger Finanzen in alle Arbeitsbereiche der EIOPA ist für uns eine strategische Priorität und wird es auch in den kommenden Jahren bleiben. Unser vorrangiges Ziel ist es, mit unserer Arbeit zu nachhaltigen Finanzen dafür zu sorgen, dass (Rück-)Versicherer und betriebliche Pensionsfonds Nachhaltigkeitsrisiken auf vorausschauende und transparente Weise in ihre Risikomanagementsysteme einbeziehen“, sagte sie auf der Jahreskonferenz der (deutschen) Versicherungsaufsicht 2022 in Bonn. Die EIOPA gehört verschiedenen Vereinigungen an und arbeitet mit „europäischen und internationalen Aufsichts- und Standardsetzungsgremien zusammen, um konvergente Aufsichtspraktiken für Nachhaltigkeitsrisiken in der Finanzdienstleistungsbranche zu etablieren.
Laut Jahresarbeitsprogramm 2022-2024 sind folgende Themen die wichtigsten, die Nachhaltigkeitsthemen betreffen:
- Integration von ESG-Risiken in die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen für Versicherer und Pensionsfonds
- Initiierung eines einmaligen koordinierten Klimawandel-Stresstests
- Konsolidierung der makro-/mikroprudenziellen Risikobewertung von ESG-Risiken
- Förderung von Offenlegungen zur Nachhaltigkeit und eines Rahmens für nachhaltige Geschäftstätigkeit
- Unterstützung der Aufsicht über ESG-Risiken und Aufsichtskonvergenz in der EU
- Schließung von Schutzlücken
- Förderung der Nutzung von Open-Source-Modellen und -Daten in Bezug auf Risiken des Klimawandels
- Beitrag zur internationalen Konvergenz für die Bewertung und das Management von Nachhaltigkeitsrisiken
- Bekämpfung von Greenwashing