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Climate Action 100+

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Climate Action 100+ ist eine globale Investoreninitiative zur Verbesserung des Klimaschutzes bei den weltweit größten Treibhausgas-(THG-)Emittenten. Mit verschiedenen Maßnahmen sollen die Top-Emittenten sowie weitere, die für die Transformation als besonders relevant angesehen werden, dazu bewegt werden, die notwendigen Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.

Ziele und Maßnahmen

Climate Action 100+ hat eine wichtige Rolle bei der Beschleunigung der Netto-Nullfahrt von Fokusunternehmen gespielt – erkennt aber an, dass sie alle weiter und schneller gehen müssen, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen“, schreibt Andrew Gray, Current Chair of the global Steering Committee for Climate Action 100+, im „Progress Update 2022“.

Der „Business Case“ des Klimabündnisses besteht darin, das Klimarisiko von Investitionen zu mindern. Hierdurch wollen Investoren für ihre eigenen Mandanten einen langfristigen Shareholder Value mit dauerhaft sicheren Renditen erzielen. Rahmenwerke und Instrumente wie der Net Zero Company Benchmark sollen für einen – je nach Region und Sektor unterschiedlichen – geordneten Übergang zur klimaneutralen Wirtschaft sorgen.

Die Vorstände der Zielinvestments sind angehalten, Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Geschäftsstrategien in Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens zu gestalten. Dies beinhaltet die Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau, mit einem Ziel von 1,5 Grad. Dies impliziert, dass der Übergang zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 früher erfolgen muss; das bedeutet, dass ab dann kein Treibhausgas das mehr freigesetzt bzw. jeder Ausstoß ausgeglichen wird. Bis 2030 sollen die THG-Emissionen gegenüber 1990 halbiert werden.

Dazu sollen sie:

  • Einen „starken“ Governance-Rahmen implementieren, bei dem die Rechenschaftspflicht und die Überwachung des Klimawandelrisikos auf Vorstandsebene liegt.
  • Treibhausgasemissionen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette reduzieren, und
  • die Unternehmensberichterstattung (mit Übergangsplänen) verbessern. Diese sollte den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) und anderen relevanten Sektor- und Regionalleitlinien entsprechen.

Das Erreichte

Der Ende 2017 gestarteten Initiative gehören 700 institutionelle Investoren mit einem verwalteten Vermögen von 68 Billionen US-Dollar (Stand: Dezember 2023) an; darunter sind auch viele Kapitalanlage-Gesellschaften der größten Versicherer. Diese dokumentieren ihr Engagement in ihren nichtfinanziellen Offenlegungen. Zudem ist eine Mitgliederliste auf der Internetseite des Bündnisses verfügbar.

Die Initiative richtet ihren Fokus auf 170 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 10,3 Billionen US-Dollar. Diese Fokusunternehmen setzen sich aus den ersten 100 „systemrelevanten Emittenten“ zusammen, die aufgrund der höchsten kombinierten direkten und indirekten Treibhausgasemissionen identifiziert wurden – beispielsweise die in Deutschland ansässigen Firmen Bayer, BASF und BMW. Zudem wurden weitere Unternehmen ausgewählt, die von den Investoren als entscheidend für die Beschleunigung der Transformation betrachtet werden.

Nach Angaben der Initiative haben:

  • sich 75 % der beobachteten Unternehmen zu „Net Zero“ verpflichtet,
  • 92 % die Aufsicht über wesentliche klimarelevante Themen auf Vorstandsebene angesiedelt, und
  • 91 % Schritte unternommen, um sich den Empfehlungen der TCFD anzupassen, indem sie entweder deren Prinzipien unterstützen oder eine Klimaszenarienplanung durchführen.

Climate Action 100+ wurde von fünf Investorennetzwerken mitbegründet, die die Organisation verwalten und unterstützen. Diese Netzwerke sind die Asia Investor Group on Climate Change (AIGCC), die sich auf asiatische Vermögenseigentümer und Finanzinstitute konzentriert, die gemeinnützige Nachhaltigkeitsorganisation Ceres, das australisch-neuseeländische Investorennetzwerk Investor Group on Climate Change (IGCC), die europäische Investorengruppe Institutional Investors Group on Climate Change Limitedum Klimawandel ( IIGCC) sowie das von den Vereinten Nationen getragene internationale Netzwerk Principles for Responsible Investment (PRI oder auch UNPRI). Jedes Netzwerk leitet eine der fünf regionalen Arbeitsgruppen, die die Zusammenarbeit mit den Unternehmen koordinieren.

Die globalen strategischen Projekte sind:

Auf den Internetseiten werden die jährlichen Fortschrittsberichte, die Ergebnisse der Benchmarks, Fallstudien zu einzelnen Unternehmen sowie die beteiligten Investoren und die beobachteten Fokusunternehmen veröffentlicht.

Die Climate Action 100+ Net Zero Company Benchmark

Die 2021 eingeführte und zwischenzeitlich überarbeitete „Climate Action 100+ Net Zero Company Benchmark“ soll die Klimaanstrengungen der Unternehmen transparenter und miteinander vergleichbar machen. Die Investoren können dieses Bewertungsinstrument bei ihren Anlageentscheidungen nutzen.

Bewertet werden:

  • die Reduktion von THG
  • die Governance
  • die klimabezogene Offenlegung von Plänen für den Übergang zur Treibhausgasneutralität

Auf Grundlage öffentlich zugänglicher Daten und der von den Unternehmen selbst offengelegten Daten wird analysiert und bewertet, wie die Fokusunternehmen mit den Risiken des Klimawandels umgehen und ob sowie wie sie auf klimaneutrale Geschäftsmodelle umsteigen.

Die Unternehmensfortschritte beim Klimaschutz werden mittels Disclosure Framework und eines Alignment Assessments von unabhängigen Dritten wie dem Transition Pathway Initiative Centre (TPI Centre), der Carbon Tracker Initiative (CTI), dem Rocky Mountain Institute und der InfluenceMap ermittelt.

Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Benchmark 2.0 im September/Oktober 2023 zeigen Fortschritte bei den Ambitionen und langfristigen Zielen, offenbar jedoch einen Mangel an detaillierten Aktionsplänen. Insbesondere würden unzureichende Fortschritte bei kurzfristigen Zielen festgestellt, die von einer Dekarbonisierungsstrategie und der Kapitalallokation gestützt werden sollten:

  • So identifizierten zwar 59 % der Fokusunternehmen im Rahmen des Disclosure Framework Maßnahmen für den Übergang zur THG-Neutralität, ohne diese jedoch zu quantifizieren.
  • 82 % wiesen lang- und mittelfristige Ziele aus, doch nur 37 % der langfristigen und 33 % der mittelfristigen Ziele beinhalteten auch die wesentlichen Scope 3-Emissionen.
  • 30 % der langfristigen THG-Reduktionsziele waren auf den 1,5-Grad-Zielpfad ausgerichtet, aber nur 13 % der mittelfristigen Ziele.
  • Ein knappes Drittel bezifferte den Aufwand für Klimalösungen.

Die Ergebnisse der Analyse der Alignment-Assessments-Indikatoren zeigen beispielsweise, dass nur 4 % der Unternehmen ihr klimapolitisches Engagement vollständig mit den Zielen des Pariser Abkommens abstimmten. Immerhin 66 % tun dies zumindest teilweise. Auffällig ist, dass Öl- und Gasunternehmen ihre Kapitalallokation durchweg nicht auf den IEA-Pfad für Netto-Null-Emissionen bis 2050 ausrichten.

Präsenz und Nutzen der Versicherer

Zu den rund 700 institutionellen Investoren, die auf der Internetseite des Bündnisses veröffentlicht sind, gehören viele Kapitalanlage-Gesellschaften der größten Versicherer – darunter auch viele namhafte deutsche bzw. solche, die hierzulande tätig sind.

Die Initiative hilft den Gesellschaften zum einen, den Druck auf Unternehmensbeteiligungen zu erhöhen, klimaneutral zu werden, zum anderen mit Instrumenten, die Klimaaktivitäten der Unternehmen transparenter und vergleichbarer machen. Für die Kapitalanlage-Gesellschaften bzw. Versicherer ist es sinnvoll, in ihrer Rechnungslegung und gegenüber Kunden/Aktionären allgemein anerkannte Verfahren und Instrumente zu benutzen. Über den verstärkten Fokus der Kapitalanleger dürften künftig auch mehr Unternehmen auf den IEA-Pfad für Netto-Null-Emissionen einschwenken, dies umso eher, je leichter es Anlegern fällt, entsprechende Investmentziele einfach auszumachen.

Zum Nach- und Weiterlesen:

Climate Action 100+

Progress Update 2022

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