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Principles for Responsible Investment (PRI), Principles for Sustainable Insurance (PSI) und Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA)

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Die Principles for Responsible Investment (PRI oder auch UNPRI), die Principles for Sustainable Insurance (PSI) und die Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA) sind Finanzinitiativen der Vereinten Nationen (UN). Die Idee: Institutionelle Investoren und Anbieter von Risikoschutz entwickeln in globalen Netzwerken Grundsätze für nachhaltige bzw. CO2-freie Kapitalanlagen, richten ihr Anlageverhalten bzw. ihr Versicherungsgeschäft danach aus und forcieren damit die Umsetzung der ESG-Kriterien in der Realwirtschaft.

PRI – Nachhaltigkeit in den Kapitalanlagen

„Unlängst noch waren die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf Investoren und Finanzmärkte nicht hinreichend bekannt und blieben weitestgehend unbeachtet. Mithilfe der von den Vereinten Nationen geförderten Prinzipien für verantwortliches Investieren wurde dieses Versäumnis korrigiert“, erläuterte Ban Ki-moon noch in seiner Eigenschaft als UNO-Generalsekretär die Principles for Responsible Investment (PRI). Beim Umbau der Weltwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit schreiben die Vereinten Nationen Investoren die Schlüsselrolle zu.

Die PRI wurde 2006 als Investoreninitiative mit der Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms (UNEP FI) und dem UN Global Compact ins Leben gerufen – also lange bevor es der Politik gelang, sich auf die Sustainable Development Goals (SDG) – Agenda 2030 und das Pariser Klimaabkommen zu einigen.

Auf Basis der Nachhaltigkeitskriterien (ESG; Environmental, Social und Governance), hat das Netzwerk sechs Prinzipien für verantwortungsvolle Investments entwickelt. Es geht darum, wie die ESG-Kriterien systematisch innerhalb jeder Anlageklasse berücksichtigt werden können. Die Prinzipien sind freiwillig und unverbindlich, bieten aber ein Rahmenwerk für Investitionsentscheidungen. Werden die ESG-Kriterien angewandt, hat dies Einfluss auf Unternehmen und politische Entscheidungsträger. Diese Prinzipien ergänzen die des UN Global Compact, der zehn universellen Prinzipien wie Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsprävention sowie die 17 SDGs verfolgt.

Die PRI-Initiative setzt sich für ein nachhaltiges internationales Finanzsystem ein. Das bedeutet eine verantwortungsvolle Unternehmensführung, Integrität und Rechenschaftspflichten. Konkret: Es muss jährlich über das nachhaltige Engagement Bericht erstattet werden. Dazu gibt es feste Regeln, für die es einen Leitfaden für die Anlegerberichterstattung gibt. Die Unterzeichner verpflichten sich zur Umsetzung – soweit dies mit ihren treuhänderischen Verpflichtungen als institutionelle Anleger vereinbar ist – und zur Mitarbeit an der Verbesserung der Prinzipien. Diese lauten:

  1. Wir werden ESG-Themen in die Analyse- und Entscheidungsprozesse im Investmentbereich miteinbeziehen.
  2. Wir werden aktive Anteilseigner sein und ESG-Themen in unserer Investitionspolitik und         -praxis berücksichtigen.
  3. Wir werden Unternehmen und Körperschaften, in die wir investieren, zu einer angemessenen Offenlegung von ESG-Themen anhalten.
  4. Wir werden die Akzeptanz und die Umsetzung der Prinzipien in der Investmentbranche vorantreiben.
  5. Wir werden zusammenarbeiten, um bei der Umsetzung der Prinzipien unsere Wirksamkeit zu steigern.
  6. Wir werden über unsere Aktivitäten und Fortschritte bei der Umsetzung der Prinzipien Bericht erstatten.

PSI – Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette

Während der PRI-Ansatz auf Kapitalanlagen ausgerichtet ist, beziehen sich die Principles for Sustainable Insurance (PSI) auf das Kerngeschäft der Assekuranz – also: Risiken erkennen, bewerten, managen und tragen. Der Ansatz: Ein besseres Management von ESG-Themen soll den Beitrag der Versicherungsbranche zum Aufbau einer widerstandsfähigen, integrativen und nachhaltigen Gesellschaft stärken.
Wer die PSI anerkennt, verpflichtet sich, die Aspekte der Ökologie, der gesellschaftlichen Verantwortung und der verantwortungsvollen Unternehmensführung entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette zu berücksichtigen. Wie die PRI sind auch die PSI freiwillig. Die Unterzeichner sind aber zur Transparenz über ihre nachhaltigen Aktivitäten angehalten. Der jährliche Bericht kann auf der Internetseite der Initiative veröffentlicht werden.

Die Finanz-Initiative des UN-Umweltprogramms hat die PSI mit dem Ziel entwickelt, weltweit gültige Nachhaltigkeitsgrundsätze für die Assekuranz zu etablieren. Im Vorfeld der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro (kurz Rio +20) wurden sie 2012 vorgestellt – und gelten heute als eine der größten Kooperationsinitiativen zwischen den Vereinten Nationen und der Versicherungswirtschaft. Mitglieder der Initiative sind viele Versicherverbände und Versicherer, die mehr als 25 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Die Prinzipien sind:

  1. Wir werden Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen, die für unser Versicherungsgeschäft relevant sind, in unsere Entscheidungsfindung einbetten.
  2. Wir werden mit unseren Kunden und Geschäftspartnern zusammenarbeiten, um das Bewusstsein für Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen zu schärfen, Risiken zu managen und Lösungen zu entwickeln.
  3. Wir werden mit Regierungen, Regulierungsbehörden und anderen wichtigen Interessenvertretern zusammenarbeiten, um umfassende Maßnahmen in der Gesellschaft zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen zu fördern.
  4. Wir werden Rechenschaftspflicht und Transparenz demonstrieren, indem wir regelmäßig unsere Fortschritte bei der Umsetzung der Grundsätze öffentlich offenlegen.

AOA – Klimaschutz pur

In der Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA) haben sich im September 2019 einige der weltweit größten Kapitalanleger zur „Dekarbonisierung der Weltwirtschaft“ zusammengeschlossen. Die aktuell aus 42 Mitgliedern bestehende Gruppe will alle Treibhausgas-Emissionen in ihren Portfolien – rund 6,6 Billionen US-Dollar – bis 2050 auf netto null reduzieren. Damit soll der Anstieg der globalen Erderwärmung auf maximal 1,5°C gegenüber vorindustriellen Temperaturen begrenzt werden.

„Als Pensionskassen und Versicherungen haben wir langfristige Anlagehorizonte und Verbindlichkeiten. Wir sind nicht nur akut anfällig für die systemischen Störungen, die der Klimawandel auf Ökosysteme, Gesellschaften und Volkswirtschaften auslösen wird, sondern spielen auch eine Schlüsselrolle bei der Beschleunigung der Dekarbonisierung der Weltwirtschaft und bei Investitionen in die Klimaresistenz“, wird die Motivlage erläutert. Dem von den Vereinten Nationen und einigen großen Versicherern einberufenen Bündnis gehören zudem Pensionsfonds, ein staatlicher Vermögensfonds und eine Stiftung an.

Zu den Pflichten der AOA-Mitglieder gehören die jährliche Berichterstattung über ihre Aktivitäten zur Verminderung der Treibhausgas-Emissionen sowie die Festlegung und Veröffentlichung von Zwischenzielen für die nächsten fünf Jahre. Letzteres soll im Einklang mit Artikel 4.9 des Pariser Klimaschutzabkommens stehen. Den Mitgliedern werden wissenschaftsbasierte Kriterien empfohlen. Wählen sie alternative Ziele oder Methoden, müssen sie dies begründen. Die Aktivitäten sollen sich prinzipiell auf alle Anlageklassen sowie alle Portfolios erstrecken. Um treuhänderische Verwaltungspflichten zu erfüllen, sollen die Unternehmen einen ganzheitlichen ESG-Ansatz verwenden, der sich nicht allein auf das Klima beschränkt.

Die Prinzipien in der Anwendung

Die PRI haben 2020 weltweit 3.038 Firmen mit 103,4 Billionen US-Dollar verwaltetem Vermögen unterzeichnet. Zu diesen gehören (Stand Juni 2021) 33 deutsche Versicherer – Einzelgesellschaften, aber auch Gruppen; darunter sechs Pensionskassen und Versorgungswerke.

Mitglieder der PSI-Initiative sind viele Verbände der Versicherer und knapp 100 Versicherer, deren Prämienvolumen mehr als 25 Prozent der Weltbevölkerung repräsentiert. Neun in Deutschland tätige Erst- und Rückversicherungsgruppen gehören zu den Unterzeichnern.

Beide Initiativen schlagen zu jedem ihrer Prinzipien verschiedene mögliche Maßnahmen für die Umsetzung von ESG-Themen vor – beispielsweise für das 1. PRI-Prinzip „die ESG-Weiterbildung von Anlageexperten“ oder „die Forderung an Finanzdienstleister, ESG-Themen in neue Forschungen und Analysen einzubeziehen“. In den jährlichen Berichten, die über die Internetseiten der Initiativen zu erreichen sind, definieren die Unternehmen ihre Ziele nach den ESG-Kriterien und erläutern den Stand der Umsetzung.

Für einige Länder haben PRI und UNEP FI auf Basis von Befragungen von Branchenvertretern und Stakeholdern „Roadmaps“ erstellt, die bei der Einführung von nachhaltigen Strategien und Praktiken helfen sollen. Zur Förderung der „vollständigen Integration von ESG-Themen in die deutschen Kapitalmärkte“ werden dort Empfehlungen an die Politik, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Fondsverwalter und institutionelle Investoren gegeben. Einiges von diesem Fahrplan wurde bereits umgesetzt, anderes steht noch aus, wie etwa die Reform der Betriebsrentenfonds.

Für den Umgang mit ESG-Risiken im Nichtlebensversicherungsgeschäft haben rund ein Dutzend Versicherer sowie einige Vertreter aus der Wissenschaft einen Leitfaden erstellt. Dieser führt für acht Bereiche mögliche Nachhaltigkeitsrisiken bei Nichtlebensversicherungstransaktionen auf und hilft, ESG-Risikofaktoren in den Risikobewertungs- und Zeichnungsprozess zu integrieren.

Im Zusammenhang mit ihrer AOA-Mitgliedschaft haben einige Erst- und Rückversicherungsgruppen mitgeteilt, dass sie nicht nur ihre Kapitalanlagepolitik entsprechend neu ausrichten bzw. bereits ausgerichtet haben, sondern auch dabei sind, die Zeichnungspolitik für bestimmte Risiken zu verändern.

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