Die Emission von Treibhausgasen (THG) ist ein entscheidender Faktor für den Klimawandel. Die folgenden Abschnitte informieren über die Arten von THG und ihre Ursachen. Dazu gibt es eine Reihe von Statistiken, die trotz detaillierter Darstellung in der Regel auf Schätzungen basieren und nur zeitverzögert erstellt werden können.
Kohlendioxid und andere Treibhausgase
Quelle: Eurostat statitstics explained; Climate change – driving forces
Weitere Treibhausgase sind Methan (CH4), Lachgas (N2O), Schwefelhexafluorid (SF6), Stickstofftrifluorid (NF3), Fluorkohlenwasserstoffe (HFCs) und Perfluorkohlenwasserstoffe (PFCs), die zwar in geringeren Mengen emittiert werden, teilweise aber sehr viel schädlicher wirken als CO2. Wissenschaftlern zufolge ist der atmosphärische Methangehalt gegenüber der vorindustriellen Zeit um etwa 2,5 % gestiegen, was hauptsächlich an anthropogenen (menschengemachten) Emissionen liegt – sprich: Viehhaltung, Landwirtschaft, menschliche und landwirtschaftliche Abfälle, fossile Brennstoffe und Verbrennung von Biomasse. Bereits mit dem Kyoto-Protokoll von 1997 hatten sich 37 Industrieländer und die EU verpflichtet, ihre Gesamtemissionen zwischen 2008 und 2012 um durchschnittlich 5,2 % zu senken. Als Basisjahr für das Reduktionsziel wurde, mit einigen Ausnahmen, 1990 gewählt. Erreicht wurde ein Rückgang um mehr als 20 %, was aber nicht allein an ökonomischen Mechanismen wie beispielsweise dem Emissionshandel lag, sondern auch an der politisch-wirtschaftlichen Großwetterlage (Finanzkrise, Zusammenbruch der Ostblockstaaten). Mit dem Global Methane Pledge wollen rund 150 Länder ihren Ausstoß von Methangas bis 2030 um mindestens 30 % senken.
Quelle: UN environment programm; Emissions Gap Report 2023 Broken Record Temperatures hit new highs, yet world fails to cut emissions (again); S. 31
Um die Emissionen verschiedener THGS vergleichbar zu machen, werden häufig alle Gase in CO2-Äquivalente umgerechnet. Basierend auf den Sachstandsberichten des Weltklimarates IPCC hat das Greenhouse Gas Protokoll für das Carbon Accounting das Treibhauspotenzial für einen Zeithorizont von 100 Jahren für verschiedene Gase relativ zu CO2 veröffentlicht. Aufgrund des Umfangs ist hier nur der Anfang der Tabelle abgebildet, weiteres unter folgendem Link.
Treibhausgasemissionen im Zeitablauf
Die Konzentration von Treibhausgasen hat seit Beginn der Industrialisierung um 1850 mit steigendem Tempo zugenommen. Dies ist hauptsächlich auf die Freisetzung von CO2 durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle sowie auf industrielle Aktivitäten zurückzuführen, wie im Synthesebericht des Sixth Assessment Report (AR6) des Weltklimarates IPCC dargelegt. Bedingt durch diesen Anstieg hat sich die globale Temperatur zwischen 2011 und 2020 um 1,1 Grad Celsius im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900 erhöht.
Bei der Analyse von Treibhausgasemissionen und den damit verbundenen Auswirkungen wird in der Regel das Basisjahr 1850 oder der Zeitraum zwischen 1850 und 1900 verwendet. Wenn es jedoch um die Festlegung von Minderungszielen geht, wird oft 1990 zum Vergleich herangezogen.
Die Zeitleiste des Global Carbon Project veranschaulicht, dass der Einfluss des Menschen auf die CO2-Konzentration über Jahrtausende hinweg gering war. Mit Beginn der Industrialisierung hat sich der Einfluss jedoch exponentiell verstärkt.
Treibhausgasemissionen nach Sektoren
Um das Klimaziel für 2030 von 55 Prozent zu erreichen, müssen die EU-Staaten mehr Anstrengungen unternehmen als bisher: Konkret besagt ein im Oktober 2023 veröffentlichter Bericht der Europäischen Energieagentur (EEA), dass das Tempo der jährlichen Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Europa im Vergleich zu den jährlichen Fortschritten seit 2005 mehr als verdoppelt werden muss. Ihre Aussagen und Schätzungen basieren auf Daten von den EU-27-Mitgliedstaaten, fünf EWR-Mitgliedstaaten und neun Vertragsparteien der Energiegemeinschaft.
Stärkere Reduzierungen werden insbesondere von den Bereichen Straßenverkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfall und Kleinindustrien angemahnt. Zudem müsse der Energieverbrauch und der Ausbau erneuerbarer Energien schneller voranschreiten. Im Bereich LULUCF (Land Use, Land Use change and Forestry) – Erfassung und Speicherung von CO2 durch Landnutzung, Landnutzungsänderungen und forstwirtschaftliche Aktivitäten – sei eine „vollständige Umkehr“ vonnöten.
Laut EEA sanken die Netto-Treibhausgasemissionen der EU (einschließlich internationalem Luftverkehr) 2022 im Vergleich zu 1990 um 31 %. Steigende Preise für Erdgas halfen, die THG-Emissionen 2022 gegenüber dem Vorjahr, um insgesamt 2 % zu verringern – erhebliche Rückgänge gab es im Gebäude- und Industriesektor (jeweils minus 9 %), während die Emissionen aus der Energieversorgung und dem Verkehr zunahmen.
LULUCF steht für Landnutzung, -änderung und Forstwirtschaft, die Einfluss auf den Kohlenstoffzyklus haben.
Quelle: European Environment Agency; Trends and projections in Europe 2023 EEA Report 07/2023; S.35
Treibhausgasemissionen nach Ländern
Die Daten des Global Carbon Projects zeigen, dass China 2022 für knapp 31 % des globalen Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes verantwortlich war. Die USA mit einem Anteil von fast 14 % sind der zweitgrößte CO2-Emittent, gefolgt von Indien, der Russischen Föderation und Japan. Im Jahr 2022 trug Deutschland mit einem Anteil von 1,8 % am globalen CO2-Ausstoß von insgesamt 37,15 Milliarden Tonnen bei und war damit der achtgrößte Emittent. Die Länder der EU 27 emittierten 2,762 Milliarden CO2, was einem Anteil von 7,4 % entspricht.
Die Situation sieht anders aus, wenn nicht nach Nationen, sondern in Relation zur Bevölkerung gemessen wird. Auch diese Möglichkeit wird durch die verfügbaren Daten des Global Carbon Projects dargestellt. Dann liegt das bevölkerungsreiche China auf Platz 38 mit einem Ausstoß von gut 8 Tonnen CO2 je Einwohner. Auf rund 8 Tonnen bringt es auch der Bundesdeutsche im Durchschnitt (Platz 35). Zu berücksichtigen ist, dass nur der CO2-Ausstoß betrachtet wird, nicht aber, ob das mit CO2 Produzierte auch im Inland verbraucht wird. So kommt es, dass die erdölproduzierenden Länder des Nahen Ostens, allen voran Katar mit 38 Tonnen CO2 je Einwohner, an der Spitze liegen. In der EU 27 werden je Einwohner 6,2 Tonnen (Platz 50) und in den USA je Einwohner 15 Tonnen ausgestoßen. Der globale Durchschnitt liegt bei 4,7 Tonnen je Person.
Quelle: UN environment programm; Emissions Gap Report 2023 Broken Record Temperatures hit new highs, yet world fails to cut emissions (again); S. XV lll
Gemäß dem Emissions Gap Report 2023 der UN waren im Jahr 2021 die G20-Staaten für rund vier Fünftel des CO2-Ausstosses verantwortlich, obwohl ihr Anteil an der Weltbevölkerung nur knapp zwei Drittel betrug.
Treibhausgasemissionen nach Einkommen
Unterschiedliche THG-Emissionen pro Kopf spiegeln aber auch die Einkommensungleichheiten in den Weltregionen und zwischen Privathaushalten wider: Laut dem Umweltbundesamt, basierend auf Daten des Weltklimarates, tragen die reichsten 10 % der Privathaushalte, von denen etwa zwei Drittel in entwickelten Ländern ansässig sind, zwischen 34 % und 45 % der globalen THG-Emissionen bei.
Quelle: Lucas Chancel and Yannic Rehm; The Carbon Footprint of Capital, December 2023; S.5
Laut Daten des World Inequality Labs produzieren die wohlhabendsten 10 % der Deutschen pro Kopf und Jahr rund 50 Tonnen CO2-Äquivalent. In den USA kommen die 10 % der Reichsten auf 102 Tonnen CO2-Äquivalent, und in Frankreich sind es 38 Tonnen CO2-Äquivalent. Lucas Chancel und Yannic Rehm, Mitarbeitende des World Inequality Labs, haben bei der Berechnung der Ungleichheit des individuellen CO2-Fußabdrucks zwischen Vermögensgruppen in den USA, Deutschland und Frankreich nicht nur Emissionen einbezogen, die mit Konsum und persönlichem Lebensstil verbunden sind, sondern auch die des Besitzes von Vermögenswerten.
Noch drastischer wird es, wenn auf die absoluten Superreichen abgestellt wird. Die Denkfabrik World Inequality Labs um den französischen Ökonomen Thomas Piketty hatte der Zeitung taz Daten zur Emissionsungleichheit zwischen 1990 und 2020 zur Auswertung zur Verfügung gestellt. Danach emitierten die Ärmsten in Deutschland 2019 etwas über 3 Tonnen CO2 pro Jahr; das reichste ein Prozent aber etwa 105 Tonnen. Die Emissionen der reichsten 0,001 Prozent in Deutschland, etwa 800 Menschen, werden auf 11.700 Tonnen je Person im Jahr geschätzt.
Was die Assekuranz von derartigen Betrachtungsweisen hat
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erwartet von den Versicherern, dass sie Anleger in die Lage versetzen, Anlageentscheidungen zu treffen, die ihren Nachhaltigkeitspräferenzen entsprechen. Versicherungen sind seit dem 02. August 2022 durch die Transparenzverordnung dazu verpflichtet, die Präferenzen ihrer Kunde bei Fonds und Fondspolicen abzufragen. Dazu müssen sie diese umfassend und verständlich informieren, so die Sustainable-Finance-Strategie der Aufsicht. Dabei kann es sicherlich nicht schaden, wenn der Kapitalanleger einer Versicherungsgesellschaft berücksichtigt, in welchem Umfeld eine Anlage getätigt wird – beispielsweise bei Länderfonds oder bezüglich bestimmter Branchen. Rückschlüsse vom Umfeld auf ein konkretes Zielobjekt können ihm zudem helfen, kritische Fragen zu stellen und gegebenenfalls Greenwashing aufzudecken.
Versichern bedeutet natürlich, Vermögenswerte gegen Risiken abzusichern. Wenn es sich dabei um Luxusprodukte wie Privatjets oder Yachten handelt, stellt sich die Frage, inwieweit deren CO2-Ausstoß im Rahmen des Carbon Accountings als Scope3-Emissionen einzubeziehen ist. Einen Ansatz zur Bewertung und Offenlegung der mit Geschäftsaktivitäten verbundenen Treibhausgas-Emissionen (THG) bietet für die Finanzindustrie die globale Initiative Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF).