Der Climate Change Performance Index (CCPI) misst und vergleicht die Klimaschutzleistungen von 59 Ländern und der EU als Ganzes. Dabei wird auch bewertet, inwieweit die Länder so agieren, dass sie die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen. Der Klimaschutz-Index wird seit 2005 jährlich vom Germanwatch e. V., dem NewClimate Institute und dem Climate Action Network-International erstellt und veröffentlicht.
Die Methode
„Der CCPI liefert langjährige und verlässliche Analysen zu Vorreitern und Nachzüglern im Klimaschutz. Dies macht es zu einem wirksamen Instrument, um Regierungen für ihre Verantwortung zur Bekämpfung der Klimakrise zur Rechenschaft zu ziehen, den Prozess der Steigerung der Klimaambitionen zu informieren und einen Wettlauf an die Spitze der Klimaschutzmaßnahmen anzuregen“, beschreibt das Konsortium von Germanwatch, NewClimate Institute und Climate Action Network International (CAN) das Monitoring-Tool.
Die nationalen Klimabilanzen werden mit einem standardisierten Rahmen, der 14 Indikatoren aus vier Kategorien beinhaltet, bewertet:
- Treibhausgas-Emissionen (THG, 40 Prozent der Gesamtpunktzahl)
- Erneuerbare Energien (20 Prozent der Gesamtpunktzahl)
- Energieverbrauch (20 Prozent der Gesamtpunktzahl)
- Klimapolitik (20 Prozent der Gesamtpunktzahl)
In die ersten drei Kategorien fließen jeweils die vier Dimensionen ein:
- aktueller Stand
- vergangener Trend (5-Jahres-Trend)
- deutlich unter 2°C-Kompatibilität des aktuellen Niveaus
- deutlich unter 2°C-Kompatibilität des Ziels für 2030
Seit 2018 wird auch überprüft, ob die Länder ihre Nationally Determined Contributions (NDCs) – also das, was sie auf der Klimakonferenz in Paris zugesagt haben – einhalten, ihre Ziele richtig setzen und damit auf einen Paris-kompatiblen Pfad gelangen werden.
In der Kategorie „Klimapolitik“ werden die Leistung des Landes in Bezug auf die nationalen Rahmenbedingungen und die Umsetzung der Klimapolitik gemessen sowie solche zur internationalen Klimadiplomatie.
Die Daten für die ersten drei Kategorien stammen von der Internationalen Energieagentur (IEA), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), den nationalen THG-Bilanzen, die bei der United Nations Framework Convention on Climate Change (UN-FCCC) eingereicht werden, sowie den Datensätzen PRIMAP. Alle Daten weisen üblicherweise einen Zeitverzug von zwei Jahren auf.
Die Bewertung „Klimapolitik“ fußt auf einem Fragebogen, den Experten für Klima- und Energiepolitik von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Universitäten und Denkfabriken aus dem jeweils bewerteten Land beantworten. Weltweit liefern nach CPPI-Angaben rund 450 Klima- und Energieexperten Antworten.
Der CPPI ist online einsehbar. Die einzelnen Bewertungen werden auf den jeweiligen „Länderseiten“ näher erläutert. Es wird ausgewiesen, wie sich die Klimaschutzleistungen aus den vier Kategorien jeweils zusammensetzen. Für die Gesamtbewertung werden die Noten „sehr hoch“ (dunkelgrün), „hoch“ (grün), „mittel“ (gelb), „niedrig“ (orange) und „sehr niedrig“ (rot) vergeben.
Die Ergebnisse
Der im November 2022 veröffentlichte CCPI 2023 bewertet 59 Staaten plus die EU als Ganzes. Nach Angaben der Rater sind diese Staaten zusammen für 92 Prozent der weltweiten THG-Emissionen verantwortlich.
Die ersten drei Plätze wurden mit der Begründung, dass sich noch kein Staat auf dem 1,5 Grad-Pfad befinde, nicht vergeben. „Sehr hoch“ ist somit kein Land bewertet. 15 Länder erreichen die nächste Kategorie „hoch“ – allerdings sind auch 15 Länder „niedrig“ und 14 sogar „sehr niedrig“ bewertet. In der letzten Kategorie, auf Platz 51, befindet sich mit China der größte THG-Emittent der Welt. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Land um 13 Plätze und damit am stärksten unter allen Nationen verschlechtert. Das Land investiere zwar weiter in sehr großem Maße in Erneuerbare Energien, schaffe es bisher aber nicht, die steigenden Emissionen zu drosseln und den Trend nachhaltig umzukehren, so die Begründung. Beim Emissionstrend (2016-2021) schneide es sehr schlecht ab. Der zweitgrößte THG-Emittent, die USA, hat sich dank Joe Bidens progressiver Klimapolitik im Ranking zwar um drei Plätze verbessert, wegen des noch sehr hohen Emissionslevels pro Kopf und einem sehr geringen Niveau bei den Erneuerbaren Energien reicht es insgesamt aber nur für Platz 52.
Die EU verbessert sich in der Summe aller Mitglieder um drei Plätze und verfehlt mit Rang 19 nur knapp die Kategorie „hoch“. Die Bewertung wird mit der nachgeschärften Zielerhöhung im Rahmen des Fit for 55-Pakets erklärt. Langfristig werde die EU im Klimaschutz-Index nur aufsteigen, wenn sie alle Mitgliedsstaaten unter anderem mit einem CO2-Preis für Verkehr und Wärme dabei unterstützt, ihre Emissionen weiter zu senken, wird prognostiziert. Dafür brauche es für die sozial Schwächeren einen starken sozialen Klimafonds: Neun EU-Staaten sind „hoch“, sieben „niedrig“ und zwei (Polen und Ungarn) gar „sehr niedrig“ bewertet.
Deutschland rutscht trotz verbesserter Klimapolitik um drei Plätze auf Rang 16 ab. Die Verschlechterung in der Gesamtplatzierung sei einerseits eine Folge des stark erlahmten Erneuerbaren-Ausbaus an Land bis 2020 und andererseits die Konsequenz der massiven Verfehlung der Klimaziele insbesondere im Verkehrs-, aber auch im Gebäudesektor, wird unter anderem erklärt.
Der CPPI und die Assekuranz
Mit seiner Bewertung in „Ampelfarben“ liefert der Klimaschutz-Index eigentlich schnell einen Überblick darüber, ob eine Investition in die Anleihen eines bestimmten Staates unter Klimagesichtspunkten opportun sein könnte oder nicht. Umfragen unter Kapitalanlegern und die eigene Internetrecherche zeigen jedoch, dass der CPPI in der Branche (noch) nicht angekommen ist.