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German Sustainability Network

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Der Arbeitskreis Finanzvermittlung und Nachhaltigkeits-Faktoren, das German Sustainability Network, „Nachhaltigkeit in der Lebensversicherung“ und „Nachhaltiger Vermittlerbetrieb“  und die User Group Nachhaltigkeit der Versicherungsforen Leipzig sind Brancheninitiativen für mehr Nachhaltigkeit in der Assekuranz. Gemeinschaftlich will man die Komplexität der Regulierungen im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit mindern und beherrschen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) hat eine, hier bereits vorgestellte, Erklärung zur Positionierung der Branche zum Thema Nachhaltigkeit formuliert.

German Sustainability Network

Das German Sustainability Network (GSN) ist die Nachhaltigkeits-Initiative, die sich national am breitesten aufgestellt hat – daher auch ihr Zusatz „Das Nachhaltigkeits-Netzwerk für die Finanzdienstleistungsbranche“. Die eigeninitiierte Konsortialpartnerschaft der V.E.R.S. Leipzig GmbH und der SAP Deutschland SE & Co. KG will der deutschsprachigen Assekuranz und branchennahen Akteuren einen „Anlaufpunkt zur Identifikation, Diskussion und Bearbeitung von Nachhaltigkeitsaspekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Assekuranz“ bieten. Das Netzwerk richtet sich an Erst- und Rückversicherer, Maklerunternehmen, Start-Ups, Hochschulen und Fachverbände sowie branchennahe und branchenfremde Akteure. Letztere sind beispielsweise Asset-Managementgesellschaften, Ratingagenturen und Firmen mit (versicherungs-)spezifischem Know-how oder Leistungsangebot, wie der Blick in die Mitgliederliste zeigt.

Stand November 2021 sind die Mehrzahl der 24 Mitglieder Versicherungsunternehmen. Als Verbände gehören dem GSN der AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung e.V., der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e. V. (BVK), der GVNW Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft e.V. und der Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e. V. (VOTUM) an. Die Mitgliedschaft wird für ein gesamtes Unternehmen über jeweils ein Jahr abgeschlossen und gilt dann für alle Mitarbeitenden des Unternehmens. Die Möglichkeit, dass sich viele Mitarbeitende mit unterschiedlichen Funktionen einbringen können, soll einen Beitrag zu einer nachhaltigen Veränderung von Kultur und Mindset in den Häusern leisten. Das Gebührenmodell unterscheidet zwischen Versicherern und Berater- bzw. Fokuspartnern und soll eigenen Angaben zufolge nur kostendeckend sein.

Verfolgt wird ein ganzheitlicher Ansatz entlang der Wertschöpfungskette der Assekuranz. Dazu wurden neun Fokusbereiche (Compliance, HR/Leadership, IT/Infrastruktur, Kapitalanlage, Kommunikation, Produktentwicklung/Underwriting, Risikomanagement, Schadenmanagement und Kundenberatung/Vertrieb) ausgemacht, die fortlaufend auf einer interaktiven Kollaborationsplattform vernetzt werden. Neben unterschiedlichen Veranstaltungsformaten und Wissensangeboten (Whitepaper, Studien, Befragungen) werden auch Projektarbeiten begleitet.

 Arbeitskreis Finanzvermittlung und Nachhaltigkeits-Faktoren

Ziel des Arbeitskreises Finanzvermittlung und Nachhaltigkeits-Faktoren ist eine DIN-Norm. Es geht also um „einheitliche und nachvollziehbare Standards für eine seriöse und transparente Diktion und Deklaration der Nachhaltigkeitsfaktoren beziehungsweise von ESG-Kriterien in Finanzanlage- und Versicherungsanlageprodukten“. Gründungsmitglieder sind der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung e.V., die Defino Institut für Finanznorm AG, das Analyse- und Bewertungshaus Franke und Bornberg GmbH, die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Mazars GmbH & Co. KG, die PMA Finanz- und Versicherungsmakler GmbH sowie die Professoren Hans-Peter Schwintowski und Hans-Wilhelm Zeidler.

Die Finanzbranche „sollte dafür Sorge tragen, dass Nachhaltigkeitsfaktoren in Zukunft möglichst einheitlich standardisiert erfasst und deklariert werden. Diese sollten Versicherern und Vermittlern (taggenau) so zur Verfügung stehen, dass sie in die Beratung über Investitionsentscheidungen der Kunden zutreffend einbezogen werden können“, erläutert Professor Dr. Hans-Peter Schwintowski die weitreichenden Folgen der Transparenz-Verordnung. Für Kunden wäre es seiner Meinung nach beispielsweise hilfreich, wenn sie ihre individuellen Gewichtungswünsche in einem standardisierten Katalog von Nachhaltigkeitsfaktoren ankreuzen könnten.

Nach Aussage von Defino-Vorstand Dr. Klaus Möller, den die Mitglieder zum Leiter des Arbeitskreises bestimmt haben, ist dem im Arbeitskreis formulierten Antrag beim Deutschen Institut für Normung (DIN) inzwischen stattgegeben und die Erarbeitung einer Norm über die Deklaration von Nachhaltigkeitsfaktoren in Finanz- und Versicherungsanlageprodukten dem Arbeitsausschuss „Finanzdienstleistungen für Privathaushalte“ zugewiesen worden. Der zu Jahresbeginn 2021 gegründete Arbeitskreis sei weitgehend in einem erweiterten, gemeinsam von Delfino und GSN (V.E.R.S. Leipzig) initiierten Konsortium aufgegangen, dem unter anderem die „wesentlichen“ Vermittlerverbände, das Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V. (FNG) und die Zielke Research Consult GmbH angehörten. Erst wenn der AK einen Normentwurf im Konsens verabschiedet hat, soll dieser interessierten Kreisen zur Einsichtnahme und Kommentierung zur Verfügung gestellt werden.

Ab Dezember 2021 soll der aus den Netzwerken des Konsortiums heraus erweiterte Arbeitsausschuss bei DIN die Erweiterung der Finanzanalyse für Privathaushalte um ein Modul „Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen“ bearbeiten. Die Ergebnisse dieser Arbeit sollen ab August 2022 zu den dann in Kraft tretenden Änderungen von IDD und MiFid nutzbar sein. Des Weiteren soll der Arbeitsausschuss die neue Norm „Deklaration von Nachhaltigkeitsfaktoren in Finanz- und Versicherungsanlageprodukten“ erarbeiten.

Der Arbeitskreis hat keinen eigenen Webauftritt und ist über Defino erreichbar.

„Nachhaltiger Vermittlerbetrieb“ 

Der „Nachhaltige Vermittlerbetrieb“ des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK) ist derzeit die einzige der hier dargestellten Initiativen, der ein Gütesiegel für nachhaltiges Engagement verleiht. Dabei handelt es sich nicht um eine Zertifizierung durch den Verband, sondern „siegelführende Vermittlerbetriebe erklären freiwillig, transparent und öffentlich, wie sie Nachhaltigkeit verstehen und umsetzen“. Denn: „Niemand kennt die individuellen Rahmenbedingungen und die Optionen des Entscheidens und Handelns besser und kann belastbar definieren, was individuell „nachhaltig“ sein kann und soll und was nicht, als die Vermittlerbetriebe selbst“, argumentiert der BVK. Der Verband hat zwölf Kriterien definiert, „die vermittlerspezifisch, handhabbar, umfassend und tief genug sind, um als Leitfragen und als Orientierung dienen zu können“. Standards, wie das europäische Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme), die Global Reporting Initiative oder den Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK), hält der BVK für die Nachhaltigkeits-Berichterstattung von Vermittlerbetrieben für ungeeignet („teils zu komplex, zu tief oder zu breit“)

Um diese Kriterien geht es:

Quelle: Die 12 Kriterien zum Standard „Nachhaltiger Vermittlerbetrieb“

Zu diesen Kriterien hat der BVK jeweils ein, zwei Leitfragen formuliert. Für das Siegel des ersten Jahres muss der Vermittlerbetrieb mindestens eine Aussage zu jedem Kriterium machen. Wird im Folgejahr ein Nachhaltigkeits-Bericht veröffentlicht, wird das Siegel um ein weiteres Jahr verlängert. Die Nachhaltigkeits-Strategie und in den Folgejahren die Nachhaltigkeits-Berichte sind unter www.nachhaltiger-vermittlerbetrieb.de öffentlich zugänglich.

„Nachhaltigkeit in der Lebensversicherung

Die von der Infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH ins Leben gerufene Branchen-Initiative Nachhaltigkeit in der Lebensversicherung (BINL) ist speziell auf den Markt der Altersvorsorge bzw. der Biometrie und der damit verbundenen Unternehmen zugeschnitten. Das Netzwerk steht also nicht nur Lebens- und Rückversicherern offen, sondern auch Kapitalanlage-Gesellschaften, Banken, Maklern, Vermittlern und Pools. Stand November 2021 sind es 30 Mitgliedsunternehmen, darunter ISS-ESG, ein Unternehmen der Deutschen Börse, Morning Star sowie Standard & Poor’s International.

BINL versteht sich als „Impulsgeber, Kontaktbörse, Innovationsmotor, Wissenspool und Kommunikationsplattform“. Die Maßnahmen und Aktivitäten der Initiative – etwa die Unterstützung einer IDD-konformen Beratung zu ESG-Themen – sollen Produktanbietern, Zulieferern und Vermittlern nutzen. Gleichzeitig richtet sich BINL aber auch an die Endkunden, um diese für die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge zu sensibilisieren. Die Initiative finanziert sich ausschließlich aus den Mitgliedsbeiträgen.

„Verbindungen knüpfen, Synergie-Effekte nutzen und die Entwicklung eines zukunftsfähigen Trends zu mehr Nachhaltigkeit zu fördern“ nennt das BINL als Zweck und Ziel. Dabei geht es vor allem um Informationen, auch über Veranstaltungen und Newsletter. 2021 wurden etwa 80 bis 100 Webinar-Veranstaltungen von Versicherern begleitet und das Thema Nachhaltigkeit in den unterschiedlichsten Facetten vorgestellt.

Auf der zentralen Kommunikationsplattform können Interessenten über den „ESG-Finder“ kostenlos und frei zugänglich gezielt nach nachhaltigen Angeboten von Versicherern und Investmentgesellschaften suchen – auch nach der Klassifizierung eines Fonds (Artikel 8 / 9 ESG / ESG-Impact). Zudem wird über die Nachhaltigkeits-Strategien der Anbieter informiert. Das webbasierte Tool soll Vermittlern einen ersten Überblick darüber geben, welche Produkte für eine an einer nachhaltigen Anlage interessierten Person in Frage kommen könnten. Dabei gibt es aber keine Bewertung der Angebote im Sinne eines Ratings oder Rankings. Auf dieser Website werden auch die Nachhaltigkeitsberichte der Anbieter – ebenfalls ohne Wertung – veröffentlicht.

Für 2022 nennt die Initiative folgende Ziele:

  • Erweiterung der Mitgliederbasis, vor allem bei den Fondsgesellschaften
  • Weitere Bewerbung und Verbreitung des ESG-Finders als einfach zu handhabende Online-Anwendung zur Unterstützung bei der Suche nach nachhaltigen Lebensversicherungs-produkten
  • Unterstützung der Mitgliedsunternehmen im Bereich Marketing, Ausbildung und Schulung insbesondere im Hinblick auf die Beratungspflichten ab August 2022

User Group „Nachhaltigkeitsmanagement in Versicherungsunternehmen“

Das „Nachhaltigkeitsmanagement“ ist eines der rund 30 versicherungsrelevanten Themen, für das die Versicherungsforen Leipzig GmbH 2018 eine eigene „User Group“ initiiert hat. Dem Selbstverständnis nach handelt es sich dabei um einen „fortlaufenden sowie themenfokussierten Gedanken- und Erfahrungsaustausch innerhalb eines stabilen Teilnehmerkreises“. Im Fokus dieser Gruppe steht der „Handlungsbedarf der Assekuranz zur Ausrichtung der Geschäftstätigkeit auf eine dauerhafte, zukunftsfähige Entwicklung in einer ökonomischen, ökologischen sowie sozialen Dimension“.

Teilnehmer des „moderierten Austausches zwischen den Praktikern untereinander sowie zwischen Wissenschaft und Praxis“ sind Unternehmen, die für mindestens ein Jahr eine Mitgliedschaft geschlossen haben. Stand November 2021 sind es 32 Mitgliedsunternehmen, darunter die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH, Pricewaterhouse Coopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Verband öffentlicher Versicherer e. V.

Die Mitgliedschaft beinhaltet unter anderem die Teilnahme an in der Regel zwei zweitätigen Arbeitstreffen im Jahr sowie Informationen rund um den Themenbereich.

Voraussichtlich Ende Mai 2022 soll es zum ersten Mal die zweitägige „Sustainable Insurance Convention“ als Veranstaltung der Versicherungsforen geben. Zum Thema Nachhaltigkeit bieten die Versicherungsforen weitere Veranstaltungen und Produkte an, z. B. den Marktmonitor „Sustainable Insurance Industry“.

Zum Nach- und Weiterlesen:

German Sustainability Network (GSN)

Berichtsstandard „Nachhaltiger Vermittlerbetrieb“

Branchen-Initiative Nachhaltigkeit in der Lebensversicherung (BINL)

User Group „Nachhaltigkeitsmanagement in Versicherungsunternehmen“

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