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Cop27

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Vom 6. bis 20. November 2022 fand die 27. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, 17th Conference of the Parties – COP27) statt. An dieser Versammlung nahmen Staatschefs, Minister, Klimaaktivisten, zivilgesellschaftliche Organisationen sowie Repräsentanten der Wirtschaft teil. Die Konferenz stand unter dem Motto „Gemeinsam für die Umsetzung“. In erster Linie sollte es dabei um die Umsetzung früherer Verpflichtungen gehen, wie die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles. Zu den besprochenen Themen gehörten neben der Anpassung an den Klimawandel und der sozial gerechten Energiewende (Just Transition) auch die Klimafinanzierung, vor allem die finanzielle Unterstützung bei klimabedingten Schäden und Verlusten für Länder im Globalen Süden.

Die Klimaambitionen wurden allerdings durch aktuelle Ereignisse überschattet, wie den Krieg in der Ukraine, vermehrte geopolitische Spannungen und die Folgen der COVID-19-Pandemie. Als zentrales und historisches Ergebnis der COP27 wird die Einigung über den sogenannten Globalen Schutzschirm gegen Klimakrisen gewertet. Hierbei handelt es sich um einen von verschiedenen Staaten finanzierten Fonds, dessen Mittel besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffene Staaten nutzen sollen, um Schäden und Verluste infolge von extremen Klimabedingungen zu bewältigen.

Ehrgeizige Ziele, viele Enttäuschungen

Eine erste ernüchternde Beobachtung war, dass das bisherige Ziel, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und Anpassung in Entwicklungsländern zur Verfügung zu stellen, bis zur Ausrichtung der COP27 nicht erreicht wurde. Laut Bericht der Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD) beliefen sich die tatsächlich bereitgestellten Mittel lediglich auf  83,3 Milliarden US-Dollar.

Auch darüber hinaus lösten die gezeigten Ambitionen und erreichten Ergebnisse der COP27 eher Enttäuschung aus. Klima- und Entwicklungshilfeorganisationen, aber auch die EU und die Vereinten Nationen, zeigten sich zum Großteil unzufrieden mit den Ergebnissen der COP27. So wurde beispielsweise die Forderung der EU, den Höchststand der THG-Emissionen vor 2025 zu erreichen, nicht in die Abschlusserklärung der Versammlung (Sharm el-Sheikh Implementation Plan) aufgenommen.

Darüber hinaus werden von verschiedenen Seiten zahlreiche Kritikpunkte genannt. Zum einen bleibt das Nachschärfen der nationalen Klimaschutzpläne freiwillig, zum anderen wurden keine konkreten Maßnahmen festgelegt, um die Treibhausgasemissionen weiter zu senken. Als einer der größten Kritikpunkte wird die verfehlte Einigung auf einen Ausstieg aus der Öl- und Gasförderung angesehen.

Das Vereinbarte

Das wohl bedeutendste Ergebnis der COP27 ist die Einigung über die Einrichtung des Fonds für Verluste und Schäden. Die finanziellen Mittel des Fonds sind für besonders gefährdete Länder vorgesehen, die stark von Überschwemmungen, Dürren und anderen Klimakatastrophen betroffen sind. Diese Einigung wird als historisch angesehen, da die Staaten zum ersten Mal die Notwendigkeit anerkannt haben, mit finanziellen Mitteln auf Verluste und Schäden im Zusammenhang mit den katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels zu reagieren und der Einrichtung eines Fonds sowie den erforderlichen Finanzierungsmodalitäten zuzustimmen. Kritisiert wird an dieser Stelle allerdings, dass noch nicht abschließend geklärt wurde, welche Länder in den Fonds einzahlen und welche davon profitieren sollen.

Ein weiteres Ergebnis, das hervorgehoben wird, ist die klare Absicht, das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten. Die Staaten räumen ein, dass die Welt derzeit nicht auf Kurs ist, das Ziel zu erreichen. Laut dem UN’s Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist es zur Erreichung dieses Ziels notwendig, dass die globalen Treibhausgasemissionen vor 2025 ihren Höchststand erreichen und bis 2030 um 43 % reduziert werden müssen. Eine entsprechende Erklärung oder Verpflichtung wurde allerdings nicht in das Abschlussdokument der COP27 (Sharm el-Sheikh Implementation Plan (Sharm el-Sheikh Implementation Plan | UNFCCC)) aufgenommen.

Darüber hinaus wird als Ergebnis der Versammlung festgehalten, dass Unternehmen und Institutionen in Zukunft mehr zur Rechenschaft gezogen werden sollen. Die Transparenz der Verpflichtungen von Unternehmen und Institutionen wird eine Priorität der UN-Klimakonferenz im Jahr 2023 (COP28) sein.

Als viertes zentrales Ergebnis einigten sich die Teilnehmer der COP27 auf eine Mobilisierung von mehr finanzieller Unterstützung für Entwicklungsländer. Laut den vereinten Nationen wurde der Weg geebnet, um allgemeine Finanzströme auf eine emissionsarme und klimaresiliente Entwicklung auszurichten, um den Übergang zur Umsetzung der bisherigen Ziele zu machen.

Die UN formuliert als fünftes und letztes zentrales Ergebnis das klare Bekenntnis zur Umsetzung der Klimaschutzverpflichtungen.

Darüber hinaus wurde auch eine Reihe von Initiativen angekündigt, die teilweise auf denen des vorigen Jahres (COP26) aufbauen. Darunter gab es Ankündigungen zur Landwirtschaft, zur Reduzierung der Entwaldung, zu Gas und Öl und zu Methan. Insgesamt wurden jedoch weniger Initiativen angekündigt als noch auf der COP26.

Was die COP27 der Assekuranz bringt

Wie auch im Vorjahr hat die Principles for Sustainable Insurance Initiative (PSI) des UN-Umweltprogramms mit Dritten (z. B. der Net Zero Insurance Alliance (NZIA), Munich Climate Insurance Initiative (MCII) und InsuResilience Global Partnership) die „PSI COP27 Sustainable Insurance Series“ veranstaltet. Themen der Veranstaltungen sind unter anderem Netto-Null-Versicherung, Anpassung und Resilienz, integrative Versicherung, nachhaltige Versicherungsfahrpläne und nachhaltiges Risikomanagement.

Die International Association for the Study of Insurance Economics (The Geneva Association) fasst in einem Artikel die zentralen Implikationen der Ergebnisse der COP27 für Versicherer zusammen. Die Geneva Association bemängelt, dass aus der COP27 keine klaren politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Übergang zu treibhausgasarmen Technologien für den Privatsektor hervorgegangen sind. Sie verweist hier auf die Relevanz von lokalen Maßnahmen im Rahmen von nationaler Politik und staatlicher Finanzierung, um Anreize für diesen Übergang zu schaffen und ihn zu beschleunigen. Diese führen zu öffentlich-privaten Partnerschaften und zur Entwicklung neuer Märkte für die Kommerzialisierung neuer Klimatechnologien, die zur Energiewende und zur sektoralen Dekarbonisierung beitragen. Dadurch wird Finanzinstituten und Versicherungsunternehmen die Möglichkeit geboten, innovative Risikomanagement- und Finanzierungslösungen zur Unterstützung dieser Bereiche zu entwickeln.

Die Einrichtung des Globalen Schutzschirms gegen Klimarisiken wird von der Geneva Association als vielleicht greifbarstes Ergebnis der COP27 für Versicherer bezeichnet. Die Einführung und Nutzung des Fonds eröffneten laut dieser Organisation die Möglichkeit für weitere Kooperationen und einen verbesserten Zugang zu Finanzmitteln für gefährdete Länder. Diese Mittel sind notwendig, um die Versicherungslücke in Schwellenländern und Ländern mit niedrigem Einkommen zu schließen.

Laut dem Artikel signalisiert die angestrebte Transparenz der Verpflichtungen von Unternehmen und Institutionen auf der COP27 einen Schritt in Richtung der Verknüpfung von Zielvorgaben mit robusten Übergangsplänen und entsprechender Offenlegung. Viele Rück-/Versicherungsunternehmen haben bereits ihre Netto-Null-Ziele verkündet. Es ist wichtig, dass dies mit der Entwicklung interner Kapazitäten einhergeht, um entscheidungsrelevante und zukunftsorientierte Informationen zum Klimawandelrisiko zu erstellen, die ihre Strategie und ihre Übergangsplanung unterstützen. Darüber hinaus sollten Unternehmen die Entwicklungen in Bezug auf Standards zur Klimadatenoffenlegung verfolgen und sich an den entsprechenden Konsultationen beteiligen.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde eine Reihe von Initiativen ins Leben gerufen, die die Region Afrika stärker in den Fokus rücken. Die Geneva Association schreibt hierzu, dass für Versicherungsunternehmen, die daran interessiert sind, ihre Märkte für Underwriting und Investitionen in grüne Energieinfrastruktursysteme, Kohlenstoffmärkte und naturbasierte Systeme in Afrika zu erweitern, die Zusammenarbeit mit diesen wichtigen Institutionen den Weg für neue Möglichkeiten ebnen und dabei helfen kann, einige der Risiken in diesem Bereich zu bewältigen.

Weitere angekündigte Initiativen sollen sich mit naturbasierten Lösungen beschäftigen. Zeitgleich macht die Task Force for Nature-Related Financial Discolure (TNFD) Fortschritte bei der Entwicklung eines Rahmens für die Bewertung und Berichterstattung über die finanziellen Risiken, die mit naturbezogenen Risiken und Chancen verbunden sind. Die Geneva Association sieht für Versicherer hier die Möglichkeit, durch Zusammenarbeit mit der TNFD einen Rahmen für eine naturbasierte Risikobewertung für die Versicherungsbranche zu entwickeln und künftige Instrumente und Methoden zur Unterstützung der Entscheidungsfindung mitzugestalten.

 

Zum Nach- und Weiterlesen:

United Nations – COP 27

Bundeszentrale für politische Bildung: Ergebnisse der COP27 in Ägypten

Friedrich Ebert Stiftung: Weltklimakonferenz 2022 in Scharm El-Scheich, Ägypten

BMZ: Globaler Schutzschirm gegen Klimarisiken

BMZ: Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheikh

OECD: Climate Finance Provided and Mobilised by Developed Countries in 2016-2020

Food and Agriculture Organization oft he United Nations: COP 27

Gov.uk: UK announces major new package of climate support at COP27

Beyond Oil & Gas Alliance

Global Methane Pledge

PSI COP27 Sustainable Insurance Series

COP27: Key messages and implications for insurers | The Geneva Association

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