Russel Kemwa, Pressesprecher Assekurata
An diesem Thema führt mittlerweile kein Weg mehr vorbei. Wurde der Begriff vor einiger Zeit bei den meisten Leuten noch mit langbärtigen Ökos mit Jutebeutel, Birkenstocks und selbst-gefärbtem Batik-Shirt assoziiert, ist der Nach-haltigkeitstrend längst in der Mitte der Gesell-schaft angekommen. Bekamen in der jüngeren Vergangenheit insbesondere der Handel und die Konsumgüterindustrie das wachsende Inte-resse der Konsumenten zu spüren, steht mittlerweile auch die Finanzbranche und hiermit auch die Versicherungsindustrie im Fokus. So ermittelten wir bereits Anfang 2021 mittels einer Befragung, dass einem Hauptteil der Versicherungskunden die Nachhaltigkeit von Versicherungen wichtig oder sehr wichtig ist. Einem Viertel der Befragten war das Thema sogar so wichtig, dass dafür auch ein höherer Preis oder eine niedrigere Rendite bei einem Versicherungsprodukt akzeptiert würde.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung bestärkten uns darin, getreu unserem Motto Unsere Informationen schaffen Werte! das Thema Nachhaltigkeit gerade aus Sicht der Versicherungswirtschaft näher unter die Lupe zu nehmen und unsere Erkenntnisse auch mit der Öffentlichkeit zu teilen. Aus diesem Grund starteten wir Mitte des Jahres unseren Assekuranz-ESG-Monitor, in welchem wir Begrifflichkeiten sowie Verordnungen aus dem Spektrum der Nachhaltigkeit erklären und darstellen, welche Folgen sich daraus für Versicherungsbetrieb und -vertrieb ergeben.
Interessiert hat uns im Zuge dessen natürlich auch, wie wir als Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit dastehen und wo bei uns noch Verbesserungspotenzial schlummert. Dies mündete in unserem ersten Nachhaltigkeitsbericht, den sich Interessenten von unserer Internetseite herunterladen können.
Um Interessenten einen Überblick über die Nachhaltigkeit innerhalb der Versicherungsbranche zu liefern, haben wir darüber hinaus ein Rating-Verfahren zur Nachhaltigkeit entwickelt. Bei diesem bewerten wir nicht nur, wie ein Versicherungsunternehmen mit nachhaltigkeitsbezogenen Risiken für das eigene Wirtschaften umgeht, sondern insbesondere, inwieweit es wirksame Nachhaltigkeitsimpulse nach außen setzt und damit auf Umwelt und Gesellschaft einwirkt. Bei unseren Prüfkriterien orientieren wir uns grundsätzlich an regulatorischen Vorgaben sowie an nationalen und internationalen Standards. Dabei haben wir Impulse aus Politik, Wissenschaft und Nicht Regierungsorganisationen in den Anforderungskatalog einfließen lassen.
Um die Praxistauglichkeit des Verfahrens in den verschiedenen Versicherungssparten sicherzustellen, haben sich darüber hinaus einzelne Versicherer als Entwicklungspaten eingebracht. Die ersten Ergebnisse können Interessenten in Kürze auf unserer Internetseite einsehen.
Eins ist klar: Versicherungsgesellschaften sind über die Jahre zu routinierten Umsetzern regulatorischer Anforderungen gereift. Die Liste an versicherungsspezifischer Regulatorik ist lang und – so viel ist sicher – wird auch in Zukunft nicht kürzer. Das Thema Nachhaltigkeit bildet an dieser Stelle keine Ausnahme. Denn auch wenn die konkrete Ausgestaltung der regulatorischen Anforderungen in vielen Bereichen noch recht vage ist, eines ist bereits erkennbar: Es wird komplex.
Für Versicherungsunternehmen sind der Klimawandel und die damit verbundenen Klimarisiken sowohl für das Versicherungs- als auch das Kapitalanlagegeschäft relevant.
Daher gilt es im Hinblick auf das Risikomanagement und die Weiterentwicklung der Geschäftsstrategie die Risikoexponierung hinsichtlich der Klimarisiken unternehmens- und spartenbezogen zu ermitteln und zu analysieren. Prof. Dr. Maria Heep-Altiner und Prof. Dr. Torsten Rohlfs von der TH Köln haben ein Modell für die Schaden-/Unfallversicherung entwickelt, mit welchem sich das unternehmensindividuelle Klimarisiko einerseits als absolute Risikoexponierung und andererseits als Index im Marktvergleich bestimmen lässt.
Fälschlicherweise erscheinen Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit bisher noch als unterschiedliche Welten. Dabei kann Künstliche Intelligenz in Datenmengen Muster, Korrelationen, Zusammenhänge und Anomalien erkennen und diese „lernen“. Das zeigt, wo die entscheidenden Ansatzpunkte und Hebel im Immobilienbetrieb für die Verbesserung und Optimierung der Nachhaltigkeit einer Immobilie oder auch eines ganzen Portfolios liegen. So können laufende Prozesse, Produkte, Organisationen, Portfolios und das gesamte Property und Facility Management nachhaltiger gestaltet und gesteuert werden. Für Versicherer und das Asset Management ergeben sich hier ganz neue Potenziale in der ESG Messung und Steuerung, die mit klassischen Mitteln nicht erreichbar sind, meint Prof. Dr. Andreas Moring.