In den vergangenen Wochen haben wir uns umfassend mit den Einstellungen der Verbraucher zu Gesundheitsservices ihrer Krankenversicherung/-kasse befasst. Dabei haben wir unter anderem erhoben, wie bekannt diese bei Kunden sind, zu wem sie in Gesundheitsfragen Vertrauen haben und wie sie auf die elektronische Patientenakte blicken. In diesem Beitrag betrachten wir nun, welche Faktoren für Verbraucher bei der Auswahl einer Krankenversicherung/-kasse relevant sind.
Prioritäten variieren zwischen GKV- und PKV-Kunden
Im Ergebnis zeigt sich, dass gesetzlich (GKV) und privat (PKV) Versicherte unterschiedliche Präferenzen haben. Während GKV-Kunden den Kundenservice fokussieren, steht bei den PKV-Versicherten mit Abstand die Beitragshöhe an erster Stelle. Dies verwundert nicht, da gesetzliche Krankenversicherer sich weniger über den Beitragssatz differenzieren als die private Krankenversicherung, in welcher der Kunde überdies auch seinen Absicherungsumfang individuell gestalten kann.
Insgesamt räumen aber auch gesetzlich Versicherte dem Thema Beitragshöhe einen hohen Stellenwert ein – dieser Aspekt belegt mit 55,9 % Platz zwei vor dem Kundenservice mit 58,2 %. Das heißt, auch wenn Interessenten sich vor der Auswahl ihres gesetzlichen Krankenversicherers recht selten zur Finanz-Situation informieren und aufgrund des Sachleistungsprinzips wenig Transparenz zu den monetären Aspekten des Schutzes besteht, ist dies doch ein bedeutender Auswahlfaktor. Eine maßgebliche Rolle spielt hier sicherlich der kassenindividuelle Zusatzbeitrag, der schon die eine oder andere Wechselbewegung in der GKV-Landschaft ausgelöst hat. Der Kundenservice rangiert in der PKV mit 53,3 % auf Platz zwei.
Drei Parameter determinieren die Auswahl
Insgesamt ist klar erkennbar, dass drei Parameter die Auswahl einer Krankenkasse/-versicherung bestimmen – Beitragshöhe, Angebotsvielfalt und Kundenservice. Aufgrund der aktuellen Situation, die von einer Energiekrise, Inflation und damit einhergehender Unsicherheit bei den Verbrauchern geprägt ist, wird das Thema Beitragshöhe sicherlich weiter an Bedeutung gewinnen. Nach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach werden die gesetzlichen Krankenversicherungen im Jahr 2023 den Zusatzbeitrag deutlich anheben müssen. Ein engagierter Kundenservice, eine ansprechende Angebotspalette und proaktive Kommunikation könnten dabei helfen, Kassenwechsel 2023 abzufedern. Möglicherweise stellt dies für die PKV auch eine Chance dar, aufgrund der drohenden Beitragssteigerungen in der GKV wieder mehr junge Menschen für ihr Modell zu gewinnen.
Gesundheitsservice-Angebotsportfolio als Hebel für Beitragsstabilität
Beitragsstabilität wird auch in Zukunft für Krankenversicherungen/-kassen schwer kontrollierbar bleiben. Treibend wirken externe Effekte, wie z. B. die Corona-Pandemie, die Inflation und natürlich auch die demografische Entwicklung. Und auch wenn der Zusammenhang auf den ersten Blick nicht ersichtlich sein mag – Gesundheitsservices werden mittel-/langfristig ein zentraler Hebel für Beitragsstabilität sein. Denn diese Serviceleistungen können dabei helfen, die Gesundheit der Versicherten zu fördern und somit Krankheiten zu vermeiden bzw. im Falle einer Erkrankung Folgeerkrankungen zu verhindern. Richtig umgesetzt können die Services somit sowohl Verbraucher als auch Versicherer finanziell entlasten.
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Autorin: Eva Germer (Senior-Consultant Assekurata Solutions GmbH)