Versicherungsunternehmen und -vermittler müssen seit dem 2. August 2022 im Rahmen der „Eignungsbeurteilung“ mögliche Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden berücksichtigen. Der Arbeitsausschuss NA 159-07-01 AA „Finanzdienstleistungen für den Privathaushalt“ beim Deutschen Institut für Normung (DIN e. V.) hat das Modul „Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen“ Mitte Juli 2022 verabschiedet. Ein „klar strukturierter, einfacher Abfrageprozess“ soll bei der Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen helfen.
Eigenständig oder zur bestehenden DIN-Norm
Die Defino Institut für Finanznorm AG hat in Zusammenarbeit mit Branchenvertretern des Finanzdienstleistungsgewerbes, Wissenschaftlern und Verbraucherschutzorganisationen einen strukturierten Abfrageprozess zur Nachhaltigkeitspräferenz erarbeitet. Das ESG-Modul (Environment, Social, Governance) ist ein konkretes Schema zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen mit vorgegebenen Fragefolgen. Es kann als Bestandteil der ganzheitlichen DIN-Norm 77230 „Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte“ oder auch separat davon angewendet werden.
Ziel ist die neutrale und nicht interessengesteuerte Feststellung des Verbraucherwunsches, die transparent und jederzeit reproduzierbar ist. Die Anwendung des Norm-Moduls ist freiwillig, erhöht aber die Rechtssicherheit, denn es gewährleistet die Einhaltung der regulatorischen Anforderungen. DIN-Normen haben gesetzesergänzenden Charakter und gelten vor Gerichten als vorweggenommenes Gutachten.
Das ESG-Modul dient nur der Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen. Es geht nicht darum, Produktlösungen mit den Wünschen abzugleichen. Dies bleibt dem Beratungsprozess überlassen. Das Modul hilft zudem bei der Hinführung zum Thema, sofern Verbraucher dies wünschen oder benötigen. Basis dazu sind die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen.
Instrument für die Praxis
Das Defino Institut hat aus dem ESG-Modul einen Fragebogen entwickelt, der Beratende und Kunden durch die Präferenz-Abfrage leitet und zugleich der Dokumentation des Abfrage-Ergebnisses dient. Der Fragebogen ist mit dem Konformitätssiegel des Defino-Instituts und mit einem rechtswissenschaftlichen Bestätigungsvermerk des Berliner Jura-Professors und Mitglieds des Defino-Kuratoriums Hans-Peter Schwintowski ausgestattet. Dieser Fragebogen ist auch Bestandteil eines ganzen Paket-Angebots verschiedener Player der Finanzbranche: von der ESG-Schulung bis hin zum Produkt-Screening, der sogenannte ESG-Profiler. Mit dem „ESG-Profiler“ steht der Finanzberatungsbranche laut Defino ein Instrument zur Verfügung, „das im Beratungsalltag einfach und flexibel zu handhaben sein wird und Beratenden wie auch Verbrauchern die Sicherheit einer gesetzeskonformen Finanzberatung gibt.“
Zum Nachlesen:
DIN-Projekt zur Abfrage von Nachhaltigkeitsfaktoren in der Finanzberatung gestartet
Mitte Juli kommt der Norm-konforme Nachhaltigkeits-Fragebogen
