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PKV blickt optimistisch in die Zukunft

Die Corona-Krise scheint 2023 endlich überwunden, dennoch ist das Marktumfeld für die private Krankenversicherung (PKV) nicht einfacher geworden. Mit der Zinswende, der damit einhergehenden Inflation und auch den schwierig vorhersehbaren Auswirkungen des Ukraine-Kriegs eröffnen sich neue Problemfelder. Dessen ungeachtet ist das Stimmungsbild auf Seiten der Versicherer für den gesamten PKV-Markt überraschend positiv. Dies ist eine der Erkenntnisse einer Umfrage zur Markteinschätzung, die die Assekurata Rating-Agentur im Vorfeld des aktuellen Marktausblicks Krankenversicherung im Juni 2023 unter 15 Krankenversicherern durchgeführt hat. Diese Versicherer repräsentieren gemessen an den vollversicherten Personen einen Marktanteil von ca. 75 %.

Zahnzusatzversicherungen und betriebliche Krankenversicherung als Wachstumstreiber

Etwas überraschend befindet sich der aktuell eher stagnierende Bereich der Vollversicherungen sowohl in Bezug auf die aktuelle Geschäftslage als auch auf die zukünftigen Geschäftserwartungen jeweils im positiven Bereich. Und das nicht nur bei den befragten Versicherern, die hauptsächlich im aktuell weiterhin wachstumsstarken Bereich der Beihilfe tätig sind, sondern auch bei denjenigen, die im klassischen Normalgeschäft, also im Bereich der Vollversicherung von Angestellten und Selbständigen, ihre Hauptzielgruppe haben. Weiterhin kristallisieren sich im Bereich der Zusatzversicherungen vor allem die Zahnzusatzversicherung und die betriebliche Krankenversicherung als die Wachstumstreiber heraus. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen ist dies wenig verwunderlich. Die Zahnzusatzversicherungen sind schon lange der Wachstumsmotor und mittlerweile sind ca. 18 Millionen Menschen in Deutschland im Besitz einer ebensolchen Police. Allein zwischen 2012 und 2021 ist die Anzahl der versicherten Personen laut PKV-Verband um 30,9 % beziehungsweise 4,3 Millionen Policen angestiegen.

Noch stärker wuchs nur die betriebliche Krankenversicherung (bKV): Die Anzahl der versicherten Personen hat sich seit 2016 fast verdreifacht und erreichte 2022 bereits eine beachtliche Zahl von rund 1,8 Millionen Menschen, die über eine bKV versichert sind. Einen Wachstumsschub erlebt die Branche seit Einführung der sogenannten Budgettarife, bei denen auch in diesem Jahr wieder vermehrte Produkteinführungen zu beobachten waren. Ein weiterer positiver Effekt könnte die Anhebung der Freigrenze für Sachbezüge auf 50 € Anfang 2022 gewesen sein.

Darüber hinaus rücken die stationären Zusatzversicherungen laut Einschätzung der Befragten auch wieder verstärkt in den Fokus. Im Gegensatz dazu werden die Krankenhaustagegeldversicherung und der Pflege-Bahr deutlich negativer bewertet. Gleichzeitig bleibt die Pflegezusatzversicherung ein Handlungsfeld für die PKV. Dies spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen wider, da das Wachstum im Bereich der Pflegezusatzversicherung weiterhin stagniert.

Ein Grund für die Kaufzurückhaltung könnten auch Verunsicherungen sowohl vermittler- als auch kundenseitig durch die verstärkte öffentliche Diskussion und etwaige grundlegenden Reformpläne sein. Diese Diskussionen beziehen sich nicht nur auf das zuletzt beschlossene Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (PUEG), sondern gehen möglicherweise darüber hinaus. Dennoch sollte die private Vorsorge auch nach neuen Reformen unerlässlich bleiben.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich die PKV-Branche trotz komplexem Marktumfeld optimistisch zeigt. Zusatzversicherungen, allen voran die Zahnzusatzversicherung und die betriebliche Krankenversicherung, sind weiterhin die Wachstumstreiber, aber auch die Vollversicherung schätzen die befragten Unternehmen positiv ein. Deutlich negativer hingegen ist das Stimmungsbild bezüglich der Pflegezusatz- und Krankenhaustagegeldversicherung. Vor allem den Bereich der privaten Pflegevorsorge sehen die privaten Krankenversicherer sowohl bei der geförderten („Pflege-Bahr“) als auch der ungeförderten Zusatzversorgung eher kritisch.

 

Autor: Alexander Kraus (Senior-Analyst Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH)