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Pflegezusatzversicherung – Es bleibt noch viel zu tun

Pflegezusatzversicherung – Es bleibt noch viel zu tun

Laut einer Studie des Prognos-Instituts im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung wird die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen hierzulande in den nächsten Jahrzehnten deutlich ansteigen. Demnach wird die Anzahl der Pflegebedürftigen von 3,3 Millionen Menschen im Jahr 2017 auf 5 Millionen im Jahr 2045 anwachsen. Im Zuge dessen werden sich laut der Studie auch die Leistungsausgaben signifikant von derzeit 15,9 auf dann 141,2 Milliarden Euro erhöhen, was in der gesetzlichen Pflegeversicherung eine entsprechende Beitragssteigerung auf 4,25 Prozent nach sich ziehen würde. Bereits in den zurückliegenden Jahren ist der Beitragssatz im Zweijahresrhythmus ausgehend von 2,05 % im Jahr 2013 auf aktuell 3,05 Prozent angepasst worden.

Kein Wunder, dass viele Experten nicht zuletzt aus dem PKV-Verband nach dem Motto „mehr privat statt Staat“ vehement für einen weiteren Ausbau der kapitalgedeckten Vorsorge in der Pflege in die Bresche springen. Allerdings zeigen die aktuellen Zahlen, dass hier vertriebsseitig noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten ist. Denn laut Zahlen des PKV-Verbands zählt die private Pflegeergänzungsversicherung rund 3,7 Millionen Versicherte, was gerade einmal 4,5 % der Pflegepflichtversicherten entspricht. Nach dem Wachstumseinbruch im vergangenen Jahr (-40 %) hat sich die Lage 2018 mit einem Rückgang des Bestandswachstums um rund 18 % noch nicht wieder gebessert und das trotz oder vielleicht gerade wegen der anhaltenden Diskussionen rund um das Thema Pflegenotstand in Deutschland. Die Politik wird hier nicht müde, über ihre zahlreichen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu berichten, vergisst dabei aber regelmäßig zu erwähnen, dass es sich bei der gesetzlichen Pflegeversicherung nur um eine Teilabsicherung handelt.

Eine der wesentlichen Ursachen für das rückläufige Wachstum im Bereich der Pflegezusatzversicherung ist daher in der Umsetzung des zweiten Pflegestärkungsgesetzes (PSG II) zu suchen. Da die Umstellung von drei Pflegestufen in fünf Pflegegrade ab 2017 auch mit einer Leistungsausweitung für bestimmte Pflegebedürftige einherging, scheinen breite Bevölkerungsschichten dem Irrglauben zu verfallen, nun für den Pflegefall ausreichend abgesichert zu sein. Daneben dürften auch die mit dem PSG II verbundenen teilweise hohen prozentualen Beitragsanpassungen, die sogar in den zweistelligen Bereich gingen, zum Jahreswechsel 2017 den ein oder anderen Bestandskunden zur Kündigung seiner Pflegetagegeldversicherung animiert haben.

Die damit einhergehenden höheren Neugeschäftsbeiträge haben den Verkauf der Pflegeergänzungsversicherung zudem erschwert. Für 2020 erwarten wir aufgrund der gestiegenen Leistungsausgaben und des Anpassungsdrucks beim Rechnungszins eine weitere Beitragssteigerung. Deshalb rechnen wir in diesem Segment kurzfristig nicht mit einer wesentlichen Belebung des Neugeschäfts sondern eher mit einer Seitwärtsbewegung. Insofern wäre ein Nettozuwachs von rund 100.000 Personen auch in den Jahren 2019 und 2020 bereits als Erfolg zu werten.

Um die Nachfragesituation anzukurbeln, reagieren die Versicherer mit neuen, flexiblen Produkten. So hat inzwischen fast die Hälfte der Marktteilnehmer Policen im Angebot, bei denen zumindest ab Pflegegrad 2 sowohl bei ambulanter als auch bei stationärer Pflege 100 % des vereinbarten Tagessatzes gezahlt werden und die Leistungshöhe individuell vereinbart werden kann. Inwieweit das die Nachfrageseite beleben kann, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist, dass das Thema Pflege auch künftig ein intensives Beratungsfeld sein wird.

 

Autor: Russel Kemwa (Pressesprecher ASSEKURATA Rating-Agentur GmbH)